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Elisabeth Trissenaar

wurde in Wien geboren. Nach der Matura begann sie ihr Schauspielstudium am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Zu ihren Studienkollegen zählten unter anderen Martin Sperr und Franz Xaver Kroetz, Monica Bleibtreu und Libgart Schwarz, Ulrich Wildgruber und Hans Neuenfels. Bereits während des dritten Semesters ihres Studiums wurde der Direktor des Stadttheaters Bern auf sie aufmerksam und engagierte sie. Nach nur vier Semestern Studienzeit und erfolgreicher Abschlußprüfung trat sie ihr erstes Engagement in der Schweiz an.

Während der zwei Anfängerjahre hatte sie die Möglichkeit, sich in den verschiedensten Rollen zu erproben und sich das Theaterhandwerk anzueignen, 1966 kam der gemeinsame Sohn von ihr und Hans Neuenfels, Benedict zur Welt.

Bald schon führten auch die beruflichen Wege von Neuenfels und Trissenaar, die auf dem Reinhardt - Seminar in Wien begonnen hatten, wieder zusammen. “Der Seidene Schuh“ von Paul Claudel wurde ihre erste große, gemeinsame Arbeit, auf die in den folgenden knapp 50 Jahren über 70 gemeinsame Arbeiten folgten.

Nach Stationen in Krefeld, Heidelberg, Bochum und am Staatstheater Stuttgart ging sie dann mit Neuenfels und einer Gruppe von Schauspielern, die sich um Peter Palitzsch gesammelt hatten nach Frankfurt am Main, wo der Versuch an einer städtischen Bühne ein Mitbestimmungsmodell zu installieren realisiert werden sollte.

In den Jahren am Schauspiel Frankfurt spielte sie u.a. Nora, Hedda Gabler, die Medea des Euripides, die Goethesche Iphigenie. Sie gastierte während dieser Jahre als Wedekinds Franziska am Wiener Burgtheater, als Wedekinds Lulu am Schauspielhaus Zürich, spielte in Jürgen Flimms Eröffnungsinszenierung am Schauspiel Köln die Kunigunde in Kleists “Käthchen von Heilbronn“.

1974 kam es zu der entscheidenden Begegnung zwischen Trissenaar und Rainer Werner Fassbinder während der Arbeit an einer Handke - Aufführung am Schauspiel Frankfurt, 1976 besetzte er sie mit der weiblichen Hauptrolle in seinem Film „Bolwieser“. Es folgten „Die Ehe der Maria Braun“, „In einem Jahr mit dreizehn Monden“ und „Berlin Alexanderplatz“. Das künstlerische Zusammentreffen mit Fassbinder war für Elisabeth Trissenaar von großer Bedeutung.

Mit dem Ende der Zeit des Mitbestimmungsmodells am Schauspiel Frankfurt 1981 und dem Abschied von Frankfurt am Main mit der Aufführung von Goethes „Iphigenie auf Tauris“ in der Inszenierung von Neuenfels ergab sich die Standortveränderung nach Berlin, wo Trissenaar und Neuenfels an den Staatlichen Schauspielbühnen Berlins unter der Intendanz von Boy Gobert mit „Penthesilea“ von Kleist, „Die Schwärmer“ von Musil und der „Iphigenie“ große Erfolge feiern konnten. Neben den Verfilmungen von Penthesilea („Heinrich Penthesilea von Kleist“) und „Die Schwärmer“ drehte Trissenaar u.a. mit Andrzej Wajda, Krystof Zanussi und mit Agnieszca Holland (den für den Auslands – Oscar nominierten Film „Bittere Ernte“).

An Kurt Hübners Freier Volksbühne spielte sie Wedekinds „Franziska“ , „Verbannte“ von Joyce und stellte während des New York Film Festivals die noch vor Fassbinders Tod von ihm fertig gestellte Kinofassung von „Bolwieser“– „The Stationmasters wife“ dem New Yorker Publikum vor. Sie blieb der Freien Volksbühne auch unter der Intendanz von Neuenfels bis 1990 verbunden, spielte u. a. die Cleopatra, die Elektra des Euripides, die Gräfin Orsina in „Emilia Galotti“, arbeitete mit Ruth Berghaus und nach längerer Zeit wieder mit Peter Palitzsch in der deutschen Erstaufführung von Lina Wertmüllers Stück „Amore e magia nella cucina di mamma“.

Bei den Salzburger Festspielen war sie mehrere Sommer lang die Buhlschaft im „Jedermann“ mit Klaus Maria Brandauer, sie drehte Filme mit Marianne Lüttke, mit Xaver Schwarzenberger den Film „Franza“ nach Ingeborg Bachmann, mit Karin Brandauer und mit Neuenfels.

In den 90er Jahren gastierte sie am Hamburger Schauspielhaus mit Goethes „Torquato Tasso“, am Burgtheater Wien mit „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ , am Schauspiel Frankfurt, war die Öffentliche Meinung bei Götz Friedrich in „ Orpheus in der Unterwelt“ an der Deutschen Oper Berlin, die Medea in „Das Goldene Vlies“ am Burgtheater, für die sie Kainz Medaille der Stadt Wien erhielt, spielte am Schauspielhaus Zürich „Die Zofen“ von Genet, arbeitete mit Luca Ronconi bei den Salzburger Festspielen und konnte sich in mehreren Arbeiten am Bayerischen Staatsschauspiel in München realisieren.

In diese Zeit fielen u.a. Filmarbeiten mit Doris Dörrie („Keiner liebt mich“), mit Roland Suso Richter, Frank Beyer und mit Rainer Kaufmann („Kalt ist der Abendhauch“).

Mit der „ Fledermaus“ in der Inszenierung von Neuenfels bei den Salzburger Festspielen, wo sie den Frosch spielte, konnte sie ihre Liebe im musikalischen Bereich des Theaters mit Sängern und Musikern zu arbeiten erneut verwirklichen.

„Die Erkönigin“ von Elfriede Jelinek in der Regie von Einar Schleef am Berliner Ensemble konnte wegen des Todes von Schleef die Premiere nicht erleben, Trissenaar arbeitete dann mehrere Spielzeiten am Deutschen Theater in Berlin und spielte da u. a. den Monolog „Jackie“, den Jelinek für sie geschrieben hatte.

Filmarbeiten u. a. mit Josef Vilsmaier, Roland Suso Richter und Matti Geschonneck („Die Tote vom Deich“) folgten. Sie spielte bei der Ruhrtriennale Clara Schumann in einer Oper für Klavier, Libretto und Regie Neuenfels, am Schauspiel Köln 2007 die Bernarda in“ Bernarda Albas Haus“, in der „Zauberflöte“ inszeniert von Neuenfels an der Komischen Oper in Berlin war sie mehrere Jahre als Spielleiterin zu sehen und im „Jedermann“ in Salzburg (Regie Christian Stückl) als Jedermanns Mutter mehrere Sommer lang2007/ 2008 und 2009.

Im November 2009 hatte sie die Gelegenheit, als "Narr" in der Oper "Lear" von Aribert Reiman, einem Werk der klassischen Moderne aufzutreten. Sie drehte wiederum mit Vilsmaier, Fernsehfilme mit Claudia Garde, mit Andreas Prochaska und hatte in dem Kinofilm "So glücklich war ich noch nie" in der Regie von Alexander Adolph einen persönlichen Erfolg als Wiener Puffmutter "Fritzi". Dreharbeiten für das Fernsehen führten sie nach Neuseeland, sie drehte unter der Regie von Rainer Kaufmann den Kinofilm „Kalt ist der Abendhauch“ und war mehrere Spielzeiten an der Staatsoper Berlin im Schillertheater als Contessa in „Die Pforten der Liebe / Gärtnerin aus Liebe“ zu sehen. In einer Koproduktion der Zürcher Oper und des Schauspielhauses Zürich spielte sie in einem Wagner – Projekt von Neuenfels Mathilde Wesendonk und Cosima Wagner. Mit Vanessa Jopp arbeitete sie 2013 in dem Film „Lügen und andere Wahrheiten“, spielte am Theater in der Josefstadt die Marquise Merteuil in „Quartett“ von Heiner Müller, das vom Berliner Ensemble übernommen wurde.

Ab 14 Juni wird sie in an der Staatsoper Berlin als Haushofmeister in "Ariadne auf Naxos" zu sehen sein.

Elisabeth Trissenaar ist Mitglied der Akademie der Darstellenden Künste und Mitglied der Deutschen Filmakademie.

Mehrere Male wurde sie bei der Kritikerumfrage von „Theater heute“ zur Schauespielerin des Jahres gewählt.

Sie erhielt 1982 den Deutschen Kritikerpreis für Theater und 1995 die Kainz – Medaille für ihre Darstellung der Medea in „Das Goldene Vlies“.


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